Schriftenverwaltung

Den Anfang der Schriftenverwaltung, bildeten die Schränke für die Satzkästen beim Handsatz. Für jede Schrift, jeden Stil und für jede Schriftgröße mußte ein Satzkasten vorhanden sein. Der Setzer selbst mußte den Überblick bewahren, bzw. wissen, welcher Kasten sich wo befindet. In der heutigen Zeit besitzt fast jeder Computerbenutzer eine große Anzahl an digitalen Schriften. Um auf diese Vielfalt von Schriften Zugriff zu haben, müssen sie auf Betriebsebene installiert sein. Jede installierte Schrift benötigt jedoch Arbeitsspeicher, wodurch die Leistung des Rechners schnell zu senken droht. Dies ist somit der ursprüngliche Grund für die Entstehung von Schriftenverwaltungs-Programmen — die Entlastung des Arbeitsspeichers. Desweiteren erleichtern diese Tools das Installieren und das Deinstallieren von Schriften, welches eine mühselige und zeitraubende Arbeit darstellt und bei der schnell der Überblick verloren geht.

Mit steigender Anzahl von Schriften, insbesondere auch mit der Unterscheidungsproblematik zwischen gleichnamigen Schriften unterschiedlicher Hersteller, wurde es selbst für professionelle Typografen unmöglich, den Überblick zu behalten. Auch technologische Entwicklungen haben dazu beigetragen (die Multiple-Master Technologie). Deshalb kamen diesen Tools weitere Aufgabenfelder hinzu, die ich anhand einer kurzen Beschreibung der Funktionsfelder der Schriftenverwaltungs-Software ‚Adobe Type Manager‘ und ‚Adobe Type Reunion‘ darstellen möchte.

In diesem Zusammenhang sei noch auf folgendes hingewiesen. Die beiden Schriftformate PostSript Type 1 und TrueType haben sich mittlerweile auf der Ebene des Computer-Publishing etabliert. Um mit diesen Schriftformaten arbeiten zu können, ist folgendes zu beachten:

  1. Bei TrueType (-> Kapitel 3.3) handelt es sich um Schriften, die jeweils aus einer Datei bestehen und die Darstellung sowohl auf dem Bildschirm, als auch auf einem Drucker ermöglichen. Die TrueType Aufrasterungseinheit ist Bestandteil der Systeme MacOS und Windows 3.1 und höher.
  2. Um PostScript Type 1 Schriften (-> Kapitel 3.4) benutzen zu können, braucht man grundsätzlich den ATM auf Systemebene und zwei Dateien. Als erstes den Type 1 Font (Printer-Font), der die Konturdaten beinhaltet und für die PostScript-Ausgabegeräte benutzt wird; zum zweiten den Bitmap-Font (Screen-Font) für die Bildschirmdarstellung. In so einem Bitmap-Koffer genügt jedoch nur eine Punktgröße, damit alle andere Punktgrößen durch den ATM errechnet werden. In der Bitmap Datei (Mac-spezifisch) befindet sich nämlich die Metrik des Fonts. Für den PC werden die PFM-Dateien (Printer Font Metrics) benötigt.

 

ATM Deluxe

ATM ist ein Kontrollfeld. Es soll PostScript-Schriften in allen Größen darstellen und drucken. Es fungiert als PostScript-Interpreter bzw. als Treiber zwischen dem Betriebssystem und den Anwendungsprogrammen. Gleichzeitig ermöglicht er das Drucken von PostScript-Schriften auch auf nicht PostScript-fähigen Druckern.

Aufgabenfelder des ATM:

  1. Skaliert die Schriften, indem er die Daten der Umrißlinien also der PostScript-Schriften nutzt und interpretiert.
  2. Verwaltet Schriften auf der Systemebene. Ermöglicht das Gruppieren von Schriften in ‚Sätzen‘. Eine weitere Möglichkeit besteht in der Option, Schriften, die für ein gerade zu bearbeitendes Dokument gebraucht werden, automatisch zu aktivieren bzw. zu deaktivieren.
  3. Beinhaltet eine Fontsubstitutions-Datenbank (eine Datenbank die jedoch nur die Schriftdaten der Adobe Schriftenbibliothek beinhaltet). Mit dieser Datenbank ermöglicht ATM eine metrikgetreue Darstellung von fehlenden Schriften. Dadurch wird ein Dokument nicht neu umbrochen, selbst wenn die bestimmte Schrift fehlen sollte.
  4. Ermöglicht eine optimierte Darstellung der Schriften auf dem Bildschirm durch Anti-Aliasing.
  5. Erlaubt die Darstellung eines Schriftmusters zur Begutachtung der Schriften.

  6. Generiert weitere Multiple-Master-Schnitte von vorhandenen MM-Schriften.

 

ATR

Die Ursprüngliche Aufgabe des ATR (der nur für Macintosh existiert) war, die hierarchische Auflistung installierter Schriften im Schriftmenü nach Familien und die unterschiedlichen Schnitte einer Schriftfamilie unter einem Namen einzuordnen. ATR interpretiert dabei den PostScript-Fontnamen in der FOND-Ressource.

Die Schriftbezeichnung im Menü wird dabei aus dem PostScript Namen der Schrift entnommen (nicht dem FOND Resource Namen der vom Mac OS zur Schriftenbezeichnung im Schriftmenü benutzt wird). 82

Durch die Weiterentwicklung bietet er zusätzliche Features an: 83

  1. gruppiert Schriften nach Familien und Stilen
  2. gruppiert Schriften nach Kunden
  3. zeigt die zuletzt benutzte Schrift im Schriftmenü an
  4. zeigt die Schriften in ihrer tatsächlichen Form an

 

ZURÜCK     INHALT     WEITER