TrueType

TrueType ist eine digitale Schrifttechnologie, die von Apple entwickelt und von Microsoft übernommen wurde. Sie beinhaltet zwei Komponenten — Schriften im TrueType-Format und die TrueType Rastereinheit (der ‚Scan-Converter‘). Beide sind notwendig für die Darstellung und das Ausdrucken von TrueType Schriften auf Komputersystemen. Im Gegensatz zu Type 1 Fonts ist die Intelligenz der TrueType Fonts nahezu ausschließlich von der schrifthersteller-programmierten Anpassung der Konturverläufe (engl. Grid-fitting) an das Ausgabegerät abhängig. TrueType ist mittlerweile in beiden Betriebssystemen, Apple und Windows, einsetzbar. Dabei sei jedoch bemerkt, daß für das jeweilige Betriebssystem separate TrueType-Dateien erstellt werden müssen.

TrueType ist ein Outline-Schriftformat und erlaubt, mit Hilfe der Rastereinheit, das Skalieren von Schriften. Dies bedeutet, daß alle Schriftgrößen eines Zeichens aus ein und derselben Umrißlinie entstehen. Somit wird nur eine Datei benötigt. Die Datei selbst beinhaltet unterschiedliche Datenblöcke bzw. Tabellen, auf die mittels eines Tabellenadressbuches (Table-Directory) zugegriffen wird. Diese Tabellen beinhalten Informationen über die Zeichen (engl. Glyph), die Umrißlinien, die Bitmaps, die Zeichenbelegung, die Zurichtung und weitere typograŽsche Daten.

Die Umrißlinien aller Zeichen eines Fonts sind in der ‚glyf‘ Tabelle gespeichert und in der ‚loca‘ Tabelle eingeordnet. TrueType hat drei Zeichenarten: einfache, zusammengesetzte und Zeichen ohne Kontur.

  1. Einfache Zeichen beinhalten komprimierte Daten der Umrißlinien und der Hinting Instruktionen.
  2. Zusammengesetzte Zeichen (häuŽg benutzt für akzentuierte Zeichen) beziehen ihre Umrißlinien von anderen Zeichen dessen Komponenten sich wiederum auf andere einfache oder zusammengesetzte Zeichen beziehen können. Ein zusammengesetztes Zeichen beinhaltet das Hinting für jede Komponente einzeln.
  3. Zeichen ohne Kontur (das Leerzeichen) bestimmen das Verhalten eines Textes, haben jedoch keinen druckenden Charakter. An ihnen kann kein Hinting angewendet werden. 45

Die Form aller Zeichen wird, wie schon gesagt, mit Umrißlinien bzw. Konturen (engl. Outlines) beschrieben. Diese stellen mathematische Umschreibungen des jeweiligen Zeichens dar, konstruiert von Stützpunkten (on-curve-points) und Kontrollpunkten außerhalb der Kontur (off-curve-points) (Abb. 3.3-1) 46. Bei Buchstaben mit mehreren Konturen (z.B. Buchstaben mit Punzen wie ‚a‘, ‚o‘, ‚p‘, usw.), ist darauf zu achten, daß die Digitalisierungsrichtung des Buchstabeninneren nach rechts erfolgt. Zwei aufeinanderfolgende Stützpunkte werden durch eine Gerade verbunden, während die Kurven quadratische B-Splines darstellen. Jede Spline besteht aus mehreren quadratischen Bézier-Kurven, die durch drei Kontrollpunkte deŽniert werden. Die Wiedergabe der Punkte erfolgt durch die Berechnung einer, mit vorgegebenen Parametern, quadratischen Gleichung, die in der Rastereinheit einen festen Bestandteil darstellen.


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Abb. 3.3-1
Darstellung der Kontur mit Stütz- und Kontrollpunkten

Der Benutzer sieht eigentlich nie die Umrißlinien einer Schrift. Dies geschieht, weil der Bildschirm wie auch die Drucker Punktmuster für die Darstellung benutzen. Die Umrißlinien der TrueType Schriften werden in die gewünschte Größe skaliert oder gedreht und in Bitmaps umgewandelt. Das Ein- bzw. Ausschalten der Pixel hängt dabei direkt von den Umrißlinien ab, wobei folgende Regeln bei der Aufrasterung beachtet werden müssen:

  1. Fällt die Mitte eines Pixels innerhalb der Umrißlinie eines Zeichens, wird dieser eingeschaltet und wird zum Teil dieses Zeichens.
  2. Fällt die Umrißlinie genau auf die Mitte eines Pixels, wird dieser Pixel eingeschaltet. 47

Ein weiterer Aspekt im Zusammenhang mit TrueType-Schriften sind die sogenannten Instruktionen (vergleichbar mit den Hints bei Type 1 Fonts), die vom TrueType-Interpreter eingelesen und bearbeitet werden. (-> Kapitel 4.7)
 
 


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