PostScript, Type 1 und Type 3


 

PostScript

Die PostScript Programmierungssprache (auch Seitenbeschreibungssprache) ist ursprünglich Anfang der achtziger Jahre von Adobe entwickelt worden, um komplexe grafische Objekte auf digitalen Laserdruckern zu ermöglichen. Mittlerweile ist PostScript Bestandteil der meisten Laserdrucker und vieler Betriebssysteme für qualitative Bildschirmwiedergabe. Die bedeutendste Charakteristiken der PostScript Sprache sind ihre Geräte- sowie Betriebssystem-Unabhängigkeit. Dies ermöglicht eine gute Darstellung von Bildern/Objekten, unabhängig von dem Auflösungs- oder Farbvermögen des Ausgabegerätes.

Eine in PostScript beschriebene Seite kann verschiedene Elemente enthalten, die beliebig kombiniert und mit mathematischen Operationen versehen werden können (z.B. Drehen, Umgrößen oder Verzerren). Folgende Elemente können solche Seiten beinhalten:

  1. geometrische Basiselemente wie Linien beliebiger Strichstärken, Rechtecke, Kreise, Kurven, bzw. Flächen gefüllt mit beliebigen Grauwerten oder Farben.
  2. Texte in verschiedenen Schriftarten, Größe, Farbe und Richtung.
  3. Rasterbilder in unterschiedlichen Grau- oder Farbwerten, deren Inhalt durch einzelne Pixel (Bildpunkte) beschrieben werden. 48

 

Type 1

Type 1 Schriften (PostScript-Fonts) werden auch Umrißlinien- bzw. Outline-Fonts genannt. Sie sind eine spezielle Form der PostScript Programmierungssprache, bilden somit eigenständige Programme, bzw. Schriftensoftware. Ein Font in der PostScript Sprache enthält eine organisierte Sammlung von Prozeduren, um die Zeichenformen zu beschreiben. Durch ein Zeichenkode mit dem ‚show‘ Operator wird der Zugriff auf die Elemente gewährleistet. Das "PostScript Language Reference Manual" beinhaltet hierzu detaillierte Informationen. Unterschiedliche Schriftprogramme enthalten unterschiedliche Mengen an Informationen, die in einem sogenannten ‚dictionary‘ (Wörterbuch) gesammelt werden. In ihm werden obligatorische und optionale Eingaben gespeichert und dient dem PostScript Interpreter als Datenobjekt, um an alle Schriftoperationen ranzukommen. 49

Die PostScript-Schrifttechnologie ermöglicht das Skalieren jeder Schrift, d. h. aus einer Schriftform werden sämtliche Schriftgrade erstellt. Dies hat einen wesentlichen Vorteil gegenüber dem Handsatz und den Bitmap-Schriften — man benötigt nur noch einen Schriftschnitt für die Erstellung aller Schriftgrößen. Was die digitalen Schriften angeht, haben die Outline-Schriften gegenüber den Bitmap-Schriften den Nachteil, daß die Rasterung Rechenzeit kostet und sie in kleinen Schriftgraden nicht die Qualität handgezeichneter Bitmaps erreichen. Gleichzeitig, um Type 1 Fonts benutzen zu können, muß mindestens eine Bitmap-Größe für jede Schrift vorhanden sein. Eine Schriftfamilie, die z.B. vier Schnitte aufweist, benötigt also auch vier dazugehörige Bitmap Fonts. (-> Kapitel 4.3)

Alle Zeichen der Type 1 Fonts werden von abstrakten, mathematischen Umrißlinien aus geraden oder gekrümmten Linien beschrieben. Auf diesen Umrißlinien befinden sich Punkte, mit denen die jeweiligen Kurven definiert werden. Man unterscheidet zwischen ‚On-curve points‘ und ‚Off-curve points‘. On-curve points liegen auf der Umrißlinie eines Zeichens. Jeder Punkt markiert das jeweilige Ende einer Linie oder Kurve. Die Off-curve points sind Bestandteil der On-curve points. Sie kontrollieren die Form der Kurven, die das jeweilige Zeichen beschreiben. Alle Bildpunkte, die sich innerhalb der Umrißlinie befinden, werden beim Ausgabegerät (Bildschirm oder Drucker) aktiviert.


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Abb. 3.4-1
Darstellung der Kontur mit Stütz- und Kontrollpunkten

Auch für Type 1 Fonts wird das sogenannte Hinting-Verfahren benutzt, worauf ich später noch eingehe. (-> Kapitel 4.7)
 
 

Type 3

Type 3 Fonts sind in der Lage, die ganze PostScript Sprache zu benutzen, um einen Font zu beschreiben. (PostScript Language Reference Manual, 2nd Edition; Addison-Wesley ISBN #0-201-18127-4) Somit ermöglichen Type 3 Fonts einige Features die Type 1 Fonts nicht unterstützen. Es ist z.B. möglich, Schattierungen, Farbe oder Füllungen zu spezifizieren. Andererseits sind diese Fonts nicht auf ihre Größe und Leistung optimiert, das Hinting wird nicht unterstützt und sie sind nicht mit dem ATM kompatibel. Somit lohnt sich der Einsatz von Type 3 Fonts bei besonders komplexen Aufgaben oder Schriften — z.B. bei komplexen Logos oder konvertierten EPS-Dateien.

Eine Besonderheit der Type 3 Fonts soll hier erwähnt werden. Die Type 3 Fonts können den ‚Cache‘-Mechanismus eines Druckers unterdrücken durch die Festlegung der Prozeduren setcachedevice, setcharwidth, Buildchar, usw. Dies hat zur Folge, daß die Buchstaben bei jedem Aufrufen des Zeichens neu berechnet werden (statt nur einmal wie bei Type 1 Fonts). Somit können Parameter per Zufall modifiziert werden oder in Abhängigkeit vom Kontext. (-> Kapitel 4.11)
 
 


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