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Schriftidentifizierung

Wo es noch vor ca. einem Jahrzehnt relativ einfach war, eine Schrift zu erkennen und beim Namen zu nennen, ist dies heute praktisch unmöglich. Dafür gibt es mehrere Gründe: da wäre das alte Problem der Schriftunterschiede bei gleichnamigen Schriften, die auf der Grundlage unterschiedlich benutzter Technologien basieren. Aber obwohl die meisten Schrifthersteller auf PostScript umgestiegen sind, bleiben Unterschiede vorhanden. Dies hat mit der Umsetzung von Schriftkonturen zu tun. "Prinzipiell gilt, daß gute Schriftkonturen möglichst wenige Stützpunkte aufweisen sollen, aber andererseits legen Firmen wie Berthold oder URW++ Wert darauf, daß ihre Outlines exakt den Original-Reinzeichnungen bzw. den Ikarus-Digitalisierungen entsprechen. Das hat dann zur Folge, daß derartige Schriften in der Regel eine größere Anzahl von Stützpunkten benötigen." 69


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Abb. 4.1-1
Stützpunkte der ‚fi‘ Ligatur der Garamond Schriften von links nach rechts:
Monotype Garamond Expert (1989), Monotype Garamond Expert (später korrigiert), Adobe Garamond und URW Garamond No.4


 

Schriftmusterbücher

Ein weiterer Grund dieser Problematik ist die unglaubliche Menge an unterschiedlichen Schriften, die inzwischen vorhanden sind, bzw. die heute und morgen entstehen. Um die Sache noch mehr zu erschweren, muß die wachsende Anzahl der kleinen Schrifthersteller beachtet werden. Dann alle Schriftmusterbücher zu wälzen (vorausgesetzt natürlich, daß man sie alle hat und daß sie aktuell sind), entpuppt sich die Suche nach einer bestimmten Schrift als Sysiphusarbeit.
 
 

Schriftbrowser

Eine Hilfe bei der Suche nach Schriften in digitaler Umgebung, stellt unter anderen der ‚FontExplorer‘ von Linotype Library dar. Es handelt sich dabei um ein intelligentes Navigationssystem — einer interaktiven Datenbank mit Klassifikationen und Spezifikationen aller Schriften. Es bietet eine Selektionsmöglichkeit über semantische Profile an — nach Stil- oder assoziativen Angaben wie warm, kalt, feminin, maskulin, statisch, dynamisch. Außerdem ist es möglich, Schriften mit speziellen technischen Merkmalen zu suchen, wie fett, schmal, serifenlos, usw. Diese Einstellungen geben im Berechnungsfeld die gewünschte Schriftform vor. Der FontExplorer trifft anhand dieser eine Auswahl verschiedener Schriften mit den zutreffenden Ausdrucksform. 70
 
 

Fonterkennungs-Programme

Eine Abhilfe zur Identifizierung von Schriften bieten Fonterkennungs-Programme. Sie beinhalten eine Datenbank, die die Grundlage darstellt. Der Suchende muß nur noch 2-4 (möglichst markante) Zeichen eines Schriftmusters einscannen, den Scan im Programm aufrufen und den Suchvorgang auslösen. Das Suchergebnis erscheint dann in Form von Namen und Muster der gesuchten Schrift, sowie der Hersteller. Zusätzlich wird eine Prozentzahl angegeben, die eine Übereinstimmung des Scans und der vorgeschlagenen Schrift darstellt.

TIP:

"Die Erkennungsgüte hängt insbesondere von der Qualität des Schriftmusters, der Scanauflösung und den Buchstabeneigenschaften ab. Die Zeichen sollten eine Höhe von 200 bis 600 Pixel aufweisen, woraus folgende Faustregel für das Scannen resultiert: 2400 dpi für Schriftgrößen unter 8 Punkt, 1200 dpi bis 7 Millimeter Versalhöhe, 600 dpi bis 15 Millimeter Versalhöhe, für größere Buchstaben reichen 300 dpi." 71

Den Service der Fonterkennung stellen die meisten großen Schrifthersteller zur Verfügung. Jedoch beschränken sie sich (un)verständlicherweise meistens nur auf Daten hauseigener Schriften, bzw. Daten von Schrifthäusern mit denen sie kooperieren. Im Netz sind jedoch einige Schrift-Suchmaschinen, die auch Schrifthersteller-unabhängig die Suche ermöglichen.
 
 


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