Der Buchstabe und seine Teile

Die Dateien digital gespeicherter Schriften beinhalten nicht nur die grafischen Informationen (die Konturen) der Buchstaben, bzw. der Zeichen, sondern auch weitere wichtige typografische Informationen. Diese stammen vornehmlich aus der Zeit des Bleisatzes. Einige grundlegende Begriffe werden hier dargestellt. 26


____________________
Abb. 2.2-1
Bezeichnungen der Buchstabenteile

Die Konturdaten jedes Zeichens/Buchstabens werden in ein Geviert (engl. em square oder em) plaziert. Es stellt ein Quadrat dar, dessen Seitenlänge der Kegelhöhe entspricht. Im Geviert der digitalen Fonts, bekommt jeder Buchstabe einen mathematischen Bezugspunkt — den Ursprung (Koordinatennullpunkt). Bei TrueType Fonts stellt das Geviert ein Gitter dar, mit sogenannten FUnits die von -16384 und +16383 Einheiten reichen  27 — bei Type 1 Fonts hingegen sind es 1000 Einheiten. Das Geviert stammt aus dem Bleisatz, wo es in unterschiedlichen Stärken zum Vergrößern der Wort- und Zeichenabstände gebraucht wurde (Achtel-, Viertel-, Drittel-, Halb-Geviert).

Für die Höhe des Gevierts wird der Begriff Kegelhöhe (engl. bodysize) benutzt. Innerhalb dieser Höhe befinden sich die Grundlinie, die x-höhe, die Versalhöhe, die Überhänge, die Akzente, die Oberlänge und die Unterlänge. (Abb. 2.2-2)


____________________
Abb. 2.2-2
Bezeichnungen innerhalb der Kegelhöhe
____________________
Abb. 2.2-3
Buchstabenteile außerhalb der Kegelhöhe

Im Gegensatz zum Bleisatz, wo sich jedes Buchstabenbild innerhalb des Bleikegels befindet, weichen einige digitale Schriften von dieser Regel ab. Unterlängen sowie Akzente befinden sich nicht unbedingt innerhalb der Kegelhöhe, sondern können durchaus herausragen (Abb. 2.2-3). Das Problem mit solch gestalteten Schriften ist das Überlagern von Buchstabenteilen bei einem Zeilenabstand ohne Durchschuß (Kompreß, -> Abb. 2.3-8), wodurch die Lesbarkeit beeinträchtigt wird (Abb. 2.2-4). Auf der anderen Seite, erlauben Fonts deren Akzente außerhalb des Gevierts ragen, ein größeres Schriftbild bei gleichem Schriftgrad.


____________________
Abb. 2.2-4
Überlagerung von Buchstabenteilen
____________________
Abb. 2.2-5
Unterschiedliche Vor- und Nachbreiten

Die Dickte ist die Breite des Buchstabens, einschließlich der Vor- und Nachbreite. Die Breiten verhindern das Berühren mit den vor- bzw. nachstehenden Buchstaben im Satz, bzw. erlauben einen optischen Ausgleich. Dieser ist meist ein Kompromiß, da der Zwischenraum verschiedener Buchstabenpaare sehr unterschiedlich sein kann. 28 Die Größe der Vor- bzw. der Nachbreiten hängen direkt mit der Form eines Buchstabens zusammen und legen gleichzeitig die sogenannte Laufweite der Schrift fest, die wiederum Einfluß auf die Lesbarkeit hat. Buchstaben mit vertikalen Grundstrichen benötigen größere Vor- und Nachbreiten, Buchstaben mit Rundungen bzw. diagonalen An- oder Abstrichen geringere (Abb. 2.2-5).
 
 


ZURÜCK     INHALT     WEITER