Drucktechniken

Alle Drucktechniken hatten, auf die eine oder andere Weise, Einfluß auf die Schriftherstellung und -darstellung. Wie eng die Drucktechniken und die Schriftgestaltung zusammenhängen, soll hier kurz dargestellt werden.
 
 

Der Hochdruck

Der Hochdruck druckt anhand erhabener Druckform. Er erfordert eine widerstandsfähige Formgebung, da diese Maschinen mit großen Kräften arbeiten. "Aus dieser Zeit der ersten Drucke im 16. Jahrhundert sind uns die sehr robusten, klar geformten Elzvierschriften überliefert, die unseren heute gebräuchlichsten Schriften zum Vorbild geworden sind." 14 Ein wichtiger, nicht zu unterschätzender Effekt begleitete diese Drucktechnik in Verbindung mit der Schrift — der Schmitz. (Abb. 1.4-1) 15 Er legt sich bei allen Schriftgrößen wie ein Saum gleichmäßig um das Buchstabenbild. Beim Bleisatz, gedruckt auf Kunstdruckpapier, handelt es sich dabei um Werte von 0,01 bis 0,02 mm. Folglich ist bei kleineren Schriftgraden, wie etwa 6-Punkt, der Zuwachs der Bildstärke stärker (zirka 8%) als bei größeren, z.B. 10-Punkt (zirka 5%). Bei Antiqua-Schriften verringert sich dabei der Kontrast. 16


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Abb. 1.4-1
Verstärkung des Originalschnittes durch den Schmitz

Eine weitere Eigenschaft, die im Zusammenhang mit dem Hochdruck zu erwähnen ist, ist die Betonung der Einschnitte bei Verbindungsstellen der Buchstabenteile. Die Druckfarbe häufte sich an diesen Stellen übermäßig und endete in einer Verfettung dieser Buchstabenteile. (Auch beim Fotosatz waren diese Einschnitte notwendig. Allerdings entstand die Verfettung der Verbindungstellen schon wegen der Lichtumbrechung.)


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Abb. 1.4-2
Betonung der Einschnitte

 

Der Tiefdruck

Im 18. Jahrhundert entstand der Tiefdruck. Er basiert auf der Technik des Kupferstichs und stellt eine vertiefte Druckweise dar. "Wer diese Technik kennt, dem wird leicht klar, wie es in dieser Epoche zu einer wesentlichen Veränderung des Schriftstils — wie wir ihn in den Schriften von ‚Bodoni‘, ‚Walbaum‘, ‚Didot‘ etc. erkennen — kommen konnte. Das Kupferstechen trieb die Formgebung dazu, sehr feine Haarstriche und Ausladungen zu stechen. Der vergrößerte Kontrast zwischen sehr feinen Übergängen und fetten Abstrichen, formte die Buchstaben zu einem Erscheinungsbild, das heute unter der Stilbezeichnung ‚klassizistisch‘ noch immer in Verwendung steht." 17
 
 

Der Flachdruck

Ende des 18. Jahrhunderts brachte der Flachdruck (auch Lithografie/Steindruck — Vorreiter des heutigen Offsetdrucks) hingegen "… eine völlig neue Situation für das Schriftschaffen … . Die Lösung vom Stichel brachte unwillkürlich eine Erneuerung in den Schrift-Duktus hinein. Serifen und Übergänge wurden nach Belieben verstärkt und es entstanden die serifenbetonten Egyptienne- und Italienne-Schriften, aber auch die serifenlosen Grotesktypen, die ihren Ursprung in der Lithographie verankert haben." 18
 
 


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