Es kann gesagt werden, daß der Ursprung der Satztechniken gewissermaßen in den ersten menschlichen Aufzeichnungen liegt. Hierzu wurden bestimmte Werkzeuge benötigt, die wiederum von den vorhandenen Materialien und den Unterlagen abhingen. Einigen ‚neueren‘ Satztechniken, die ich hier vorstellen möchte, wurde zu bestimmten zeitlichen Abschnitten große Bedeutung zugeschrieben. Gleichzeitig haben sie einen großen Einfluß auf die ihnen folgenden Techniken und viele ihrer Bestandteile werden selbst im heutigen digitalen Satz benutzt.
Handsatz
Diese Technik der ‚beweglichen Lettern‘ wird meistens JOHANNES GUTENBERG zugeschrieben, die er für die Herstellung seiner 42zeiligen Bibel (1455) benutzt hat, obwohl sie schon einige Jahrhunderte zuvor von Chinesen benutzt wurde. Der Handsatz benutzte bei der Herstellung von Schriften die Technik des Gravierens und Gießens von Lettern. Die fertigen Lettern befandeb sich auf einer Lade, dem Setzkasten (das Pendant dazu bei digitaler Schrift ist die Schriftdatei mit ihrem Zeichensatz), mit vielen kleinen Fächern für die jeweiligen Buchstaben. Die Fächer wurden in einer ganz bestimmten Reihenfolge verteilt, um das Setzen zu erleichtern. Gesetzt wurde zeilenweise auf dem Winkelhaken durch das Aneinanderreihen der Letter bis die Zeilenbreite erreicht wurde. 10 Beim Handsatz gab es für jede Schriftgröße eine separate Lade — ähnlich wie die heutigen Bitmap-Schriften, die für jede Schriftgroße eine separate Datei benötigen. Bei der Herstellung von Schriften haben diese Techniken eine Gemeinsamkeit. Jede Schriftgröße muß separat per Hand erstellt werden.
Gießmaschinen
Das Setzen hattte sich durch die Einführung der Gießmaschinen wiederum geändert und wurde in einem nicht gekannten Ausmaß revolutioniert. Zur Herstellung der Schrift wurde eine Neuerung benutzt. "Die erste wirkliche Veränderung stellte jedoch erst die ‚pantograÞsche Graviermaschine‘ dar, die im Jahre 1885 LINN BOYD BENTON (USA) erfand. Großformatig gezeichnete Lettern wurden darin von einem Stift nachgezogen, wobei sich die Bewegung des Stiftes in verkleinerter Form auf einen rotierenden Bohrer übertrug. Dieser Bohrer gravierte die gleiche Letternform kleinformatig in einen Kupferblock. Hierdurch wurde für den Letternentwerfer das mühsame, kleinformatige Gravieren durch großformatiges Zeichnen ersetzt." 11 Vorreiter, die diese Technologie des Gravierens benutzt haben, sind OTTMAR MERGENTHALER'S ‚Linotype‘ (1889) und die ‚Monotype‘ Maschinen. Die Zeilensetz- und Gießmaschinen hatten ein Magazin, mit einer bestimmten Anzahl von Matrizen aller Buchstaben. Diese Matrizen hatten in deren Seiten vertiefte Buchstabenbilder und wurden in einer Zeile hintereinander geordnet bis die Zeile fast voll war. Zwischen die Wörter wurden dann Spatienkeile gesetzt und soweit als möglich hineingedrückt, womit die Zeile auf die geforderte Breite ausgetrieben wurde. Nun wurde eine Textzeile gegossen. Somit entstand aus dem englischen auch der Name der ‚Linotype‘ Maschine — ‚line-of-type‘.
Fotografische Setzmaschine
Die Fotosetzmaschinen entwickelten sich aus den Bleisatzmaschinen. Bei diesen ‚fotografischen Setzmaschinen‘ (Fotosatz, Filmsatz oder Lichtsatz) werden transparente Letternnegative auf einer drehbaren Scheibe benutzt. Die Negative haben die früheren Matrizen ersetzt und fotografische Einrichtungen für die Filmherstellung traten an die Stelle der Gießeinrichtungen für den Bleisatz. Die Bilder werden in der richtigen Reihenfolge projiziert, um den Text auf den sich langsam verschiebenden Film zu setzen. Damit war die ‚erste Generation‘ der fotografischen Setzmaschine erreicht. Bei der ‚zweiten Generation‘ wird der Filmstreifen Zeile für Zeile verschoben. Die ‚dritte Generation‘ bildeten digitale Systeme mit Kathodenstrahlen (CRT-Geräte, engl.: Cathode Ray Tube) und die ‚vierte Generation‘ benutzte Laserstrahle. Die Buchstaben werden dabei in ein feines Netzwerk horizontaler und vertikaler Linien eingepaßt — die Pixel. 12 Der Fotosatz ist die erste Technologie, die das Skalieren der Schrift aus einem Schnitt ermöglicht. Diese Eigenschaft haben die digitalen Outline-Schrifttechnologien übernommen. Folgende Eigenschaften wurden mit der Fotosatz-Technologie eingeführt:
Digitale Schriften befinden sich in der Form von digital gespeicherten Daten in unterschiedlichen Formaten. Von großer Bedeutung sind heutzutage Schriften, die in Form von Konturen und mit Hints gespeichert werden. Diese Technik wird zur Wiedergabe von Text auf Bildschirm, Laserdruckern, Setzmaschinen und Zeichengeräten benutzt. Setzmaschinen und Zeichengeräte, die die Qualität der Wiedergabe durch ihre hohe Auflösung ermöglichen, benutzen dabei nur die Konturen. Im Gegensatz dazu, benötigen Laserdrucker und Bildschirme neben den Konturdaten noch die Instruktionen. Gemeinsam erlauben sie eine, für diese Geräte mit geringer Auflösung, optimale Darstellung in Form von Bitmaps. 13 Der Hauptunterschied zwischen Outline- und Bitmap-Schriften ist die Skalierbarkeit der ersten.